STEPHAN KRAMER | GITARRE
„
Rock to Blues
to Bossa to Bebop to …
“
Die Gitarre hat mich schon immer fasziniert, nicht erst seit dem Konzertbesuch bei Andre Segovia im Herkulessaal in den 70er Jahren mit meinem Vater. Aber erst die E-Gitarre und das Zusammenspielen mit anderen in einer Band haben mich zum Musiker gemacht.
Eigene Stücke zu schreiben und zu arrangieren, passierte da fast von Anfang an. Und so entwickelte sich über die Jahre ein eigener Stil, der die Einflüsse aus den verschiedensten Musik-Stilistiken verbindet, oder auch mal einander gegenüber stellt.
Solo, Duo, eigene Projekte und Sideman Arbeit
Aktuell arbeite ich mit der Sängerin Carolin Roth. Wir haben im Sommer 2016 angefangen ein gemeinsames Repertoire zusammenzustellen.
Schon seit fast 10 haben wir quasi "Tür-anTür" im Musikzentrum unterrichtet und Caro hatte mich gefragt, ob wir nicht beim Festival "Musik im Zentrum" dabei sein sollten. Wir haben beide einen sehr breiten Background von Rock, Pop bis Blues, Soul und Jazz. Caro singt wunderbar in diesen unterschiedlichen Stilistiken, bringt aber auch ihre Ukulele mit und greift zur Kleinpercussion. Und ich kann von Thelonious Monk Akkorden, über Gospelgrooves und Bossa Nova Rhythmen bis hin zu Loopgitarren die unterschiedlichsten Facetten des Gitarrenspiels präsentieren.
Bis zum Frühjahr 2016 habe ich die letzten Jahre hauptsächlich im Duo mit der Künstlerin und Sängerin Julia Fehenberger zusammengearbeitet. Momentan macht Julia eine Babypause.
Als Sologitarrist mit meinem Programm aus Jazz-standards, Blues und Bossa Nova habe ich auch immer wieder Gelegenheit aufzutreten und habe hierbei schon die meisten möglichen Auftrittsorte gesehen, von der Konzerthalle, zum Jazzclub, bis zur Kirche, dem Gartenfest und sogar mal in Great Neck, NY, einer Ersten-Reis-Essen Zeremonie.
Ich arbeite sehr gerne in kleiner Besetzung, besonders gerne im Duo. So habe ich hier in München in den letzten Jahren mit dem außergewöhnlichen Saxofonisten Felix Sapotnik viel gespielt und auch mit meinem Kollegen Alex Czinke ein gut funktionierendes Gitarrenduo. Er hat schöne Instrumentalversionen von Beatles Stücken arrangiert, die sich sehr gut mit der
7-saitigen Gitarre begleiten lassen.
Player: Stephan Kramer & Felix Sapotnik: „Acoustic Blues“(S.Kramer)
Felix hatte ich über den 2016 ganz plötzlich verstorbenen Kontrabassisten Chris Lachotta kennengelernt, mit dem ich seit 2006 im Duo gespielt hatte und auch viele andere Projekte umgesetzt habe. Er war auch der Bassist in meinem Trio TonbakBop, das durch den Percussionisten Hadi Alizadeh komplettiert wurde. Wir hatten einen eigenen Sound entwickelt, der Bebop und Blues mit den Rhythmen und Klängen des Orients verband und auch rockige Stücke möglich machte. Viele meiner Eigenkompositionen konnte ich in dieser Weltmusik Formation realisieren. 2009 hatten wir aber z.B. auch eine Dürrenmatt-Lesung des Schauspielers Heiko Rupprecht mit Musik unterlegt und umrahmt, bei der sogar Dürrenmatts Witwe Charlotte Kerr mir den Erfolg meiner Arbeit als musikalischer Leiter bestätigte.
Im Jahr davor hatten wir die große Freude mit Sheila Jordan einige Konzerte und Aufnahmen machen zu können.
Wohl ungefähr 2007 hatte mich Chris der Sängerin Anna Leman vorgestellt, die ich seitdem immer mal wieder entweder zusammen mit Chris, oder auch in der Besetzung mit 2 Gitarren mit Alex Czinke begleiten durfte.
Mit dem Kontrabass im Duett zu spielen ist gerade für mich mit der 7-saitigen Gitarre besonders spannend und ich habe es auch schon mit einigen der Münchner Bassisten machen dürfen. Sehr viel schon in seiner ersten Zeit hier in München mit Peter Cudek, aber auch mit „Alteingesessnen“ wie Ernst Techel, Peter Bockius oder Manolo Diaz. Letzteren hatte ich über meine Arbeit im Quartett und Trio von Michael Hornstein kennengelernt.
2006 hatte ich Gelegenheit mit Sheila und dem französischen Bassisten Marc-Michel Le Bevillon ein paar Nummern im A-trane in Berlin zu spielen.
Auch mit einigen Sänger/innen in München habe ich seit meiner Rückkehr aus New York arbeiten dürfen. So gab es damals recht bald ein schönes Konzert mit Naomi Isaacs in der Unterfahrt. Dabei habe ich das erste Mal auch mit dem Flügelhornspieler und Trompeter Matthias Engel gespielt. Auch mit dem Londoner Sänger Neil Byron hatte ich Gelegenheit aufzutreten.
Jürgen Junggeburth war zu der Zeit (2005) auch gerade erst in den Süden von Deutschland gekommen, und mit ihm zusammen habe ich dann einige schöne Konzerte in Hechenwang im Sachsenhammer organisieren dürfen. Einmal kam die Ex-Münchnerin Melanie Bong, einmal Mariette Radtke mit ihren jeweiligen Repertoires und eine Hommage an Art Farmer haben wir mit dem Trompeter Andreas Schmidt-Hönsdorf und dem Schlagzeuger Alex Sanguinetti gespielt.
Meine Rockwurzeln konnte ich zu der Zeit auch mal nutzen, als ich bei der Power Rock'n'Roll Band United Crash ausgeholfen habe.
Die letzten Monate vor dem Umzug von New York nach München zurück hatte ich das große Glück mit einigen fantastischen Musikern noch Live- und Studioerfahrung machen zu können.
Über die Sängerin Carol Leven hatte ich die Schlagzeugerin Kim Thompson kennengelernt, die gerade mit Mike Stern ein Album aufnahm, um dann in den nächsten Jahren mit Beyonce auf Tour zu gehen. Mit ihr und der Bassistin Kim Clarke von Defunkt bin ich noch ins Studio gegangen und habe mein Abschiedsdemo von New York aufgenommen.
Mit Jay Clayton und Sheila Jordan hatte ich immer wieder mal im Rahmen verschiedener Workshops, bei denen ich auch als Begleiter für diese wunderbaren Sängerinnen gearbeitet habe, Gelegenheit aufzutreten.
Viele Musiker habe ich auch in den wöchentlichen Seminaren von Barry Harris kennengelernt und es haben sich Möglichkeiten ergeben zusammen Konzerte zu geben, oder in den Bars und Cafés in Manhattan und Brooklyn zu spielen. Immer wieder habe ich da auch Sängerinnen begleiten dürfen und so immer neue wunderbare Stücke aus dem „American Songbook“ gelernt.
Ein fantastisches Duo, das mich mit der 7-Saitigen auch mal zu einem ihrer Gigs eingeladen hat, waren Chris Parks und Damian Paone.
Auch mit Fred Fried, der mir sehr geholfen hat, den Umstieg auf die 7-saitige Gitarre zu machen, konnte ich immer wieder mal spielen. Da gab es dann in Massachusetts Jazzstandards auf 14 Saiten, bis er zur 8-Saitigen umgestiegen ist...
Die Gelegenheit gehabt zu haben, auch mit älteren Musikern der New Yorker Jazzszene live spielen zu können, werde ich immer sehr wertschätzen. Das war eine unbezahlbare Lehrzeit, die so wohl nur durch meinen Umzug nach New York möglich wurde. Da gab es z.B. die fantastische Rhythmsection mit Murray Wall und Clifford Barbaro, die einen mit ihrem Swing beflügeln konnten, besser zu spielen als je zuvor. Oder den Ex-McCoy Tyner Bassisten Juni Booth, der eben auch so ziemlich alle Stücke aus dem Jazzrepertoire kannte, die man gerne spielen wollte.
Player: Stephan Kramer's White Rose Jazz: „Confirmation"
Ziemlich bald, nachdem ich in New York ange-kommen war, nach einem Jahr in upstate New York, hatte ich sogar einen wöchentlichen Gig. Donnerstags in der White Rose Bar. Das war eine richtige neighborhood Bar, gegenüber einem riesigen Postsortiergeländes in Lower Manhattan. Da kamen die Leute nach der Arbeit hin um abzuhängen. Und wir spielten Jazz-standards, die die Amerikaner eben als Songs aus ihrer Vergangenheit kennen, aber eben in diesem Fall mit Grooves und Rhythmen aus Funk, Rock und Soul. Es war gar nicht so leicht, jede Woche eine Band zusammenzustellen, wenn das Budget für die ganze Band nur $100 sind. Aber eben eine unbezahlbare „Schule“ und Lehrzeit.
Die Musik musste „grooven“ , sonst gab es gar keine Spenden der Gäste in den „tip jar“. Wunder-bare Saxofonisten aus dieser Zeit mit denen ich dort arbeiten konnte, waren z.B. Karolina Strassmeier oder Randall Willis. Highlights bei den Schlagzeugern waren der Latinspezialist Bobby Sanabria oder der David Bowie Schlagzeuger Dennis Davis. Mein musikalischer Partner in dieser Zeit war der Bassist Jimmy Greenwood, der, wie es halt im Haifischbecken so geht, den Gig dann auch gerne ganz selbst übernahm, als ich mal wieder einige Zeit in Deutschland verbrachte.
Die Entscheidung, nach New York zu gehen, war aus musikali-scher Sicht im Jahr 1997 gar nicht so leicht. ich wusste ja nicht wirklich, was mich erwartete, und hatte andererseits hier in München gut zu tun.
Ich spielte oft im Duo mit dem fantastischen Gitarristen Offer Singer und war in einer echten Bluesband dabei, „Chicken Joe's Wrecking Crew“, bestehend aus einigen Veteranen der deutschen Hardrockszene der 80er.
Dazu hatte ich mit Tom Huber an der Gitarre und Ricarda Kinnen und Ruth Kirchner am Gesang ein starkes Acoustic Projekt ins Leben gerufen, für das wir uns von Rusty Stone die Rhythmus-gruppe mit Karsten Helmboldt und Christian Prüflinger geholt hatten. Wir waren die „Earlybirds“.
Auch in der Band von Martin Seliger „Many Moons no see“ war ich ja schon einige Zeit dabei gewesen und hatte 2 CD- Produk-tionen und zahlreiche Konzerte mitgemacht. Dazu kamen Konzerte mit meinen Kollegen am Jazzprojekt und die Arbeit mit Rudolf Roth, meinem früheren Rhythmuslehrer in seinem Projekt „Drum for your Life“.
Ein anderes tolles Duo in dieser Zeit hatte ich mit dem Pianisten Michael Bohland. Wir hatten ein ganzes Programm für die oft recht schwierige Kombination von Klavier und Gitarre ausgearbeitet und haben es damit sogar mal bis ins Fernsehstudio von Tele5 geschafft.
Gleichzeitig zu diesen jazzlastigen Projekten arbeitete ich einige Jahre mit dem aus Minneapolis stammenden Sänger Darwin Bowen. Wir hatten ein abendfüllendes Repertoire aus Classicrock Nummern, das wir in Pubs und Clubs in ganz Deutschland meist im Duo, aber auch mal im Trio mit Bass oder 2.Gitarre gespielt haben.
Kurz bevor ich 1992 an die Rutgers University gegangen war, hatte ich fast ein halbes Jahr lang bei der Musical Produktion „Rocky's crazy horror show“ mitgewirkt, mit der wir u.a. auch fast einen Monat in Basel gastierten.
Jazz spielte ich in dieser Zeit in unterschiedlichsten Konstellationen, z.B. im Duo
mit Saxofon, und auch im Quartett mit 2 Geigern und Bass. Da war mein Studien-kommilitone Frank Wunderer mit dabei, der jetzt die grossartige Arbeit mit den BlueStrings macht.
Da ich, inspiriert durch unseren fantastischen Musiklehrer Bernd Lücking, schon viele Jahre immer E-bass gespielt hatte, habe ich dann auch ein paar Semester Jazzkontrabass bei Rudi Schröder studiert. Mit einem Trio von Jazzprojekt Studenten habe ich so als Bassist 1990 auch die Amerikanerin Torita Quick begleitet.
Die allerersten Aktivitäten im Jazz hatte ich aber circa 1985 mit der Bigband des Pestalozzi Gymnasiums, die damals seltsamerweise keinen Gitarristen hatten. Das war eine harte, aber gute „Akkorde-Lern-schule“. Mit dem Pianisten dieser Bigband hatte ich auch mein erstes Duo, mit akustischer Gitarre und E-piano.
Den Blues haben wir eigentlich damals auch immer gespielt, zuerst schon 1983 im Trio mit Mundharmonika, Klavier und Gitarre, dann als Chicago-Blues Sextett, und einige Zeit auch als „Blues-Brothers-Revival-Show“. Ein Auftritt im völlig ausverkauften Feierwerk war 1988 ein unglaubliches Erlebnis.
Aber all die frühen Jahre war das Wichtigste immer die eigene Band. Von den späten 70ern bis zum Ende der 80er Jahre habe ich immer eine Rockband gehabt und wir haben viel geprobt und auch einige schöne Konzerte gespielt. Anfangs waren das Stücke unserer Helden, wie Deep Purple, Ac/Dc oder Black Sabbath, mit den sich verbessernden instrumentalen Fähigkeiten dann auch Van Halen und Iron Maiden. Und bald haben wir eben auch damals schon unsere eigenen Stücke geschrieben und das war eigentlich das Beste.
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